- Übergewicht kann Ursache und Folge einer Stoffwechselerkrankung sein.
- Häufig ist eine gestörte Hormonproduktion Auslöser für Stoffwechselstörungen.
- Bei Verdacht auf eine Stoffwechselstörung solltest Du dringend einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen.
Stoffwechselprozesse sind die Grundlage für alle lebenswichtigen Vorgänge im Körper. Bei einer Stoffwechselstörung sind eine oder mehrere dieser Vorgänge aus dem Gleichgewicht geraten. Besteht dieses Ungleichgewicht über längere Zeit, kann dies zu einer ernsthaften Stoffwechselerkrankung wie einer Schilddrüsenunterfunktion oder dem metabolischen Syndrom führen. Im folgenden Artikel erklären wir Dir, was eine Stoffwechselstörung ist, wie diese zu ungewollter Gewichtszunahme führen kann und welche Stoffwechselerkrankungen durch starkes Übergewicht häufig ausgelöst werden.
Medikament bestellenBei Stoffwechselprozessen laufen unterschiedliche chemische Reaktionen in einer bestimmten Reihenfolge ab. Dabei wird jeder Stoffwechselschritt von mehreren Enzymen gesteuert. Störungen des Stoffwechsels treten auf, wenn eines oder mehrere Enzyme defekt sind oder nicht ausreichend beziehungsweise in zu großer Menge vorhanden sind.
Eine gestörte Hormonproduktion ist häufig der Auslöser von Stoffwechselstörungen. Hormone wirken als Botenstoffe, die die Enzyme steuern und damit den gesamten Stoffwechselprozess. Wenn der Körper zu hohe oder zu geringe Mengen an bestimmten Hormonen ausschüttet, ist ein gestörter Stoffwechsel möglicherweise die Folge.
Oft ist ein ungesunder Lebensstil die Ursache für Übergewicht. Eine zu hohe Kalorienzufuhr kombiniert mit einem zu geringen Energieverbrauch durch wenig Bewegung und / oder einem niedrigen Grundumsatz führt in der Regel zu einer kontinuierlichen Gewichtszunahme.
Doch auch Veränderungen im Stoffwechsel können zu einer ungewollten Gewichtszunahme führen. Dazu gehören z. B.:
Die Schilddrüse sitzt im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfs. Die Hormone, die von der Schilddrüse produziert werden, beeinflussen unter anderem den Fett- und Bindegewebsstoffwechsel, Herzschlag und Blutdruck sowie diverse Wachstumsprozesse. Das Organ erfüllt zahlreiche Aufgaben in unserem Körper, weshalb sich Krankheiten der Schilddrüse vielfältig äußern können.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) verlangsamen sich alle Stoffwechselprozesse im Körper, wodurch Betroffene häufig zunehmen, ohne ihre Ernährungsgewohnheiten verändert zu haben. Weitere Symptome einer Unterfunktion können Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Kälteempfindlichkeit, depressive Verstimmungen oder Haarausfall sein.
Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die zu Übergewicht führt. Bei Lipödem vermehrt sich das Fettgewebe kontinuierlich. Besonders betroffen sind dabei die Hüft- und Oberschenkelregion. Dabei erhöht sich nicht nur das Körperfett, sondern es entstehen ebenfalls Wassereinlagerungen. Mit fortschreitender Erkrankung entzündet und schwillt das Fettgewebe an, was sehr schmerzhaft sein kann.
Faktoren, wie eine hormonelle Umstellung (z. B. Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre), können ein Lipödem begünstigen. Die Fettverteilungsstörung steht also im Zusammenhang mit dem Stoffwechsel, zählt aber nicht zu den Stoffwechselstörungen.
Die Nebennieren produzieren viele Hormone, die den Stoffwechsel beeinflussen, unter anderem Cortisol, auch als Stresshormon bekannt. Bei einer Überfunktion der Nebennieren wird zu viel Cortisol produziert. Die Überfunktion kann z. B. ausgelöst werden durch eine Hyperplasie (Überentwicklung) der Nebennierenrinde oder durch hormonproduzierende Karzinome (bösartige Krebserkrankung) in der Nebenniere oder in der Hypophyse (Zirbeldrüse, die im Gehirn Hormone produziert, die dann wiederum die Nebennieren steuern und zur Hormonproduktion anregen). Zu viel Cortisol kann zu Übergewicht und Stammfettsucht — Form der Fettleibigkeit, bei der die Fettverteilung den Körperstamm betrifft — führen.
Auslöser für einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel kann beispielsweise auch die Einnahme kortisonhaltiger Medikamente über einen längeren Zeitraum und in hoher Dosierung sein.
Einige Medikamente beeinflussen ebenfalls den Stoffwechsel und damit das Gewicht. Psychopharmaka (Antipsychotika, Antidepressiva), Insulin (zur Behandlung von Diabetes), Kortison und Betablocker können den Appetit steigern, den Stoffwechsel verlangsamen oder zu Wassereinlagerungen führen.
Falls Du vermutest, dass die Einnahme eines bestimmten Medikamentes bei Dir zu Übergewicht geführt hat, solltest Du dies zunächst mit Deinem zuständigen Arzt besprechen, bevor Du das Medikament absetzt.
Neben einer Störung der Schilddrüse können auch andere hormonelle Ungleichgewichte für die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas verantwortlich sein, beziehungsweise die Gewichtsabnahme erschweren.
Eine schlechte Verteilung der Fette durch hormonelle Störungen zeigt sich meistens in Form von überschüssigen Pfunden am Gesäß oder am Bauch. Dafür verantwortlich können ein Mangel oder ein Überschuss an Östrogen, Progesteron oder Testosteron sein.
Selbstverständlich gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede, das heißt, ein bestimmter Hormonmangel oder -überschuss hat je nach Geschlecht andere Auswirkungen. Bitte beachte auch, dass die Durchschnittswerte der Hormone bei den einzelnen Geschlechtern verschieden sind. Dementsprechend sind auch die Grenzen, ab wann ein Mangel und ab wann ein Überschuss vorliegt, unterschiedlich.
Starkes Übergewicht bzw. Adipositas kann Auslöser für zahlreiche Folgeerkrankungen sein, unter anderem:
Typ-2-Diabetes ist die häufigste Form der Zuckerkrankheit: Obwohl genügend Insulin im Blut vorhanden ist, werden die Körperzellen zunehmend unempfindlicher (Insulinresistenz). Daher nehmen sie weniger Blutzucker auf, sodass auch hier der Blutzuckerspiegel steigt. Ursache dieser Form der Diabetes ist eine Kombination aus bestimmten Genen und einem ungünstigen Lebensstil, der vor allem durch falsche Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht gekennzeichnet ist.
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die vor allem zu äußerst schmerzhaften Gelenkentzündungen führt. Der zu hohe Harnsäurespiegel im Blut führt zur Bildung von Harnsäure-Kristallen. Diese lagern sich unter anderem in den Gelenken oder den Nieren (Nierensteine) ab und verursachen starke Schmerzen. Auch hier zählen Übergewicht und Bewegungsmangel zu den Risikofaktoren.
Von einem metabolischen Syndrom spricht man, wenn bestimmte Symptome oder Bedingungen gleichzeitig auftreten. Um die Kriterien zu erfüllen, muss man einen BMI von mindestens 30 kg/m2 (oder einen Taillenumfang von ≥80 cm bei Frauen oder ≥94 cm bei Männern, wenn der BMI unter 30 liegt) aufweisen.
Darüber hinaus müssen 2 der folgenden Risikofaktoren vorliegen, so die International Diabetes Foundation:
Die Ursachen für das metabolische Syndrom sind zwar noch nicht abschließend geklärt. Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass Menschen, die vor allem im Bauchbereich (apfelförmig) an Gewicht zunehmen, anfälliger für die Entwicklung dieser Erkrankung sind.
Bei hohem Blutdruck und einer Fettstoffwechselstörung erhöht sich mit der Zeit das Risiko für Arteriosklerose (eine Gefäßerkrankung, bei der sich überschüssige Fette als Plaques in den Blutgefäßen ablagern und zu Verengungen oder Verschlüssen führen). Dies kann zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
Die Symptome einer Stoffwechselstörung sind häufig unspezifisch. Das heißt, sie kommen auch bei vielen anderen Erkrankungen vor und weisen nicht eindeutig auf ein bestimmtes gesundheitliches Problem hin. Das erschwert die Diagnose einer Stoffwechselstörung. Zu den häufigsten Beschwerden zählen unter anderem:
Diese Symptome können selbstverständlich auch ohne eine Erkrankung auf Dich zutreffen und die Ursache eine völlig andere sein. Leidest Du unter solchen Beschwerden bzw. besteht der Verdacht auf eine Stoffwechselkrankheit, solltest Du zunächst Deinen Hausarzt / Deine Hausärztin aufsuchen.
Dort wird im ersten Schritt ein Bluttest gemacht, der bereits Aufschluss über eine Erkrankung geben kann. Möglicherweise werden danach weitere Tests durchgeführt, beispielsweise bei einem Endokrinologen / einer Endokrinologin (Spezialist / Spezialistin für die Funktion und Regulation der Hormone und des Hormonsystems).
Unser Stoffwechsel steuert alle lebenswichtigen Funktionen in unserem Körper, kann jedoch aus dem Gleichgewicht geraten. Entweder aufgrund genetischer Veranlagung, einem gestörten Hormonhaushalt oder einem ungesunden Lebensstil. Menschen, die unter Übergewicht leiden, klagen häufig über einen langsamen Stoffwechsel. Dieser kann ebenfalls genetisch, aber auch schlichtweg durch zu wenig Bewegung bedingt sein.
In manchen Fällen ist aber auch eine Krankheit verantwortlich, zum Beispiel eine Überfunktion der Nebennierenrinde oder eine Schilddrüsenunterfunktion. Bei einer Stoffwechselstörung sind die Symptome vielfältig: von leichten Erschöpfungserscheinungen, über Appetitlosigkeit bis hin zu starken Magenkrämpfen. Ob wirklich eine Stoffwechselerkrankung vorliegt, kann jedoch nur ein Facharzt / eine Fachärztin klären.
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann zu Übergewicht führen, da der Stoffwechsel verlangsamt ist. Die Nebennierenüberfunktion sorgt dafür, dass vermehrt Cortisol ausgeschüttet wird, was zu gesteigertem Appetit und Wassereinlagerungen führen kann.
Es kommt darauf an, wie stark die Krankheit ausgeprägt ist und um welche Stoffwechselstörung es sich handelt. Lass Dich von einem Arzt / einer Ärztin beraten, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Mit der richtigen Therapie ist eine Gewichtsabnahme möglich.
Die Symptome einer Stoffwechselstörung sind unspezifisch. Das bedeutet, dass die Beschwerden auf viele Erkrankungen hinweisen können. Möglicherweise leidest Du unter Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Gelenkschmerzen und hast aus unerklärlichen Gründen zugenommen. Dein Hausarzt / Deine Hausärztin wird Dir bei Verdacht auf eine Stoffwechselstörung Blut abnehmen und Dich bei Bedarf an einen Facharzt / eine Fachärztin weiterleiten.
Wenn Dein Arzt / Deine Ärztin bestätigt, dass Du unter einer Stoffwechselstörung leidest, die unter anderem für Dein Übergewicht verantwortlich ist, wird er / sie Dir eine geeignete Therapie empfehlen, die unter Umständen Medikamente und bestimmte Lebensstiländerungen umfasst.
Die Behandlung einer Stoffwechselstörung erfolgt meistens durch den Einsatz geeigneter Medikamente. Manche Stoffwechselstörungen sind heilbar, andere müssen ein Leben lang behandelt und beobachtet werden – wie Gicht, Diabetes und Fehlfunktionen der Schilddrüse. Jede Behandlung braucht jedoch Zeit, da die Medikamente nicht sofort wirken und sich erst auf den Körper einstellen müssen.
Bei Verdacht auf eine Stoffwechselstörung ist die erste Anlaufstelle Deine Hausärztin / Dein Hausarzt. Hier werden erste Untersuchungen eingeleitet. Bei Bedarf wirst Du evtl. auch an einen Endokrinologen überwiesen. Das ist ein Facharzt / eine Fachärztin für die Diagnose, Therapie und Erforschung von hormonellen Erkrankungen und Funktionsstörungen.