Adipositas permagna – Ursachen und Behandlungsoptionen

Adipositas permagna (lat. permagnus = riesig, sehr groß), auch Adipositas Grad 3 genannt, beginnt ab einem BMI ab 40 und stellt massives Übergewicht dar, welches mit einer Reihe von Erkrankungen in Zusammenhang steht. Es schränkt den Betroffenen in seiner Beweglichkeit stark ein und verringert die Lebensqualität.

Wie Adipositas permagna entsteht, wie es sich auf die Lebenserwartung auswirkt und welche Behandlungsoptionen es gibt, erfährst Du hier.

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Das Wichtigste in Kürze
  • Adipositas permagna (Adipositas Grad 3) ist eine ernsthafte Erkrankung mit einem stark erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen.
  • Zur Behandlung können zusätzlich Medikamente sowie verschiedene medizinische Eingriffe eingesetzt werden.
  • Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Grad der Behinderung bzw. eine Schwerbehinderung festgestellt werden.

Adipositas permagna – was ist das?

Adipositas wird medizinisch in verschiedene Schweregrade eingeteilt, diese basieren auf dem sogenannten Body-Mass-Index (BMI). Diese Maßeinheit wird verwendet, um das Gewicht einer Person grob zu klassifizieren. Um den BMI zu berechnen, wird das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat geteilt.

Normalgewicht liegt bei einem BMI zwischen 18,5 und 24,9. Ein BMI von mehr als 40 wird bei Erwachsenen als Adipositas permagna oder Adipositas Grad 3 bezeichnet. Der BMI allein erlaubt jedoch keine hinreichend genaue Einschätzung bezüglich der möglichen Folgen durch Adipositas permagna. Wie lange die Fettleibigkeit besteht, spielt ebenfalls eine große Rolle. Je länger ein Mensch übergewichtig ist, desto gravierender sind die körperlichen und psychischen Folgen.

Bereits ab einem BMI von über 30 leiden Betroffene meist unter starken Einschränkungen und Folgeerkrankungen. Adipositas permagna wird deshalb auch als morbide Adipositas (von lat. morbidus „krank“) bezeichnet, da diese Form der Adipositas häufig zu einer Vielzahl von Erkrankungen führt und damit die Lebenserwartung in vielen Fällen deutlich verkürzt.

Aus diesem Grund wird Adipositas Grad 3 seit einigen Jahren als ernstzunehmende Krankheit angesehen und wurde in den ICD-10 (medizinisches Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation) aufgenommen.

Die Ursachen für Adipositas permagna sind vielfältig

Eine erhöhte Kalorienaufnahme durch ungesunde und kalorienreiche Ernährung ist nicht die alleinige Ursache für Adipositas Grad 3. Häufig liegen die Wurzeln für diese Art der Erkrankung bereits in der Kindheit. Je jünger das Kind oder der Jugendliche übergewichtig wird und je ausgeprägter das Übergewicht ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, im Erwachsenenalter einen BMI über 40 zu erreichen.

Auch die in jungen Jahren erlernten Essgewohnheiten und das Wissen über Ernährung beeinflussen das Gewicht im Erwachsenenalter.

In der Regel sind es mehrere Faktoren, die bei der Entstehung von Adipositas permagna zusammen wirken: Essgewohnheiten (falsche und übermäßige Ernährung), Bewegungsmangel, Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme (beispielsweise durch Immunsuppressiva und eine Reihe von Psychopharmaka).

Zu den Erkrankungen, die Adipositas permagna begünstigen, zählen unter anderem:

  • Essstörungen
  • Hormonelle Störungen
  • Psychische Erkrankungen
  • Cushing-Syndrom

Lebenserwartung sinkt bei Adipositas Grad 3 um 8 bis 10 Jahre

Bei krankhafter Adipositas sinkt die Lebenserwartung aufgrund der zu erwartenden Begleit- und Folgeerkrankungen. Zu ihnen zählen unter anderem erhöhte Cholesterinwerte, die zu einem tödlichen Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Ein zu hoher Blutdruck, Arteriosklerose, Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber uvm. Hinzu kommen Atemnot, Schlafmangel oder ein Schlafapnoe-Syndrom mit Atemstillstand.

Infolge einer Adipositas wächst auch das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen, darunter Darmkrebs.

Die medizinische Fachzeitschrift Lancet fasste 2009 insgesamt 57 Studien zusammen, die die Korrelation zwischen BMI und Sterblichkeit untersuchten. Das Ergebnis: bei einem BMI ab 40 sinkt die Lebenserwartung durchschnittlich um acht bis zehn Jahre.

Adipositas Grad 3 gilt unter Umständen als Schwerbehinderung

Adipositas allein gilt nicht als Schwerbehinderung. Dessen Folge- und Begleitschäden können jedoch die Annahme eines sogenannten GdB (Grad der Behinderung) rechtfertigen. Gleiches gilt für die besonderen funktionellen Auswirkungen von Adipositas Grad 3. im Jahr 2008 hat das Bundessozialgericht entschieden, dass die Folgen der Adipositas permagna zur Erteilung des Schwerbehindertenausweises mit Merkzeichen G führen können, da die Krankheit meist zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr führt.

Ob Adipositas permagna jedoch tatsächlich als Behinderung angesehen wird, entscheidet der Einzelfall.

Behandlung von Adipositas Grad 3

Das Ziel der Behandlung von Adipositas permagna ist eine dauerhafte Gewichtsabnahme. Dadurch lässt sich das Risiko für Folgeerkrankungen der Adipositas wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes deutlich reduzieren. Natürlich ist auch die Verbesserung der Mobilität und Lebensqualität der Patienten ein wichtiges Ziel.

Eine Behandlungsoption stellt das multimodale Konzept dar: Dies ist eine Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Der Behandlungszeitraum beträgt üblicherweise sechs Monate. Sollte eine Kombination dieser Maßnahmen nicht zu einer nachhaltigen Gewichtsreduktion führen, wird gemeinsam darüber beraten, ob Medikamente eingesetzt oder eine operative Therapie indiziert wird.

Medikamente zur Behandlung von Adipositas permagna

Generell werden Medikamente zur Gewichtsreduktion erst ab einem BMI ab 27 eingesetzt. Jedoch nur unter der Voraussetzung, dass zusätzliche Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus bestehen. Die medikamentöse Behandlung erfolgt dann zusammen mit dem hauptsächlichen Behandlungskonzept, nämlich einer Änderung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens.

Bei stark adipösen Patienten mit einem BMI ab 40 werden Medikamente zur Gewichtsreduktion erst eingesetzt, wenn eine Ernährungsumstellung und mehr Sport und / oder Bewegung allein nicht zu einer ausreichenden Abnahme des Gewichts führen. Denn wie bei jedem anderen Medikament können durch die Einnahme Nebenwirkungen auftreten.

In Deutschland sind derzeit Arzneimittel mit den Wirkstoffen Orlistat, Liraglutid, Semaglutid und einem Kombinationspräparat mit den beiden Wirkstoffen Bupropion und Naltrexon zur Behandlung von Adipositas zugelassen.

Kur zur langfristigen Veränderung der Lebensgewohnheiten

Die Behandlung von Adipositas permagna kann auch im Rahmen einer Kur geschehen. Diese findet in der Regel in einer Reha-Klinik oder in einer speziellen Adipositas-Klinik statt. Ziel des Aufenthaltes ist es, den Lebensstil radikal und nachhaltig zu ändern. Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung sowie ausreichend Bewegung und regelmäßiger Sport sollen langfristig in den Alltag integriert werden. Die Adipositas-Kur muss zusammen mit einem Arzt / einer Ärztin beantragt werden.

Operative Behandlungsmethoden bei morbider Adipositas

Bei morbider Adipositas muss, bevor eine Operation in Betracht gezogen werden kann, zunächst eine multimodale Behandlung durchgeführt werden. Dazu gehören unter anderem Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie, aber auch einige Untersuchungen durch Fachärzte / Fachärztinnen wie Endokrinologen / Endokrinologinnen und HNO-Ärzte / HNO-Ärztinnen. Erst, wenn die Behandlung nach einem Zeitraum von 6 Monaten keine bzw. kaum Wirkung zeigt, kann eine Operation medizinisch sinnvoll sein.

  • Magenbypass: Durch diese Operation wird ein Teil des Verdauungsprozesses umgangen. Die Aufteilung der Nahrung wird so verändert, dass weniger Kalorien aufgenommen werden können.
  • Magenband: Hierbei wird um den oberen Teil des Magens ein Band gelegt, wodurch ein kleiner „Vordermagen“ entsteht. Dieser umfasst weniger Volumen und das Sättigungsgefühl setzt schneller ein.
  • Magenballon: Bei dieser Operationsmethode wird ein Ballon in den Magen eingeführt. Das Sättigungsgefühl tritt aufgrund des Volumens des Ballons früher ein. Der Ballon wird nach maximal sechs Monaten entfernt.
  • Schlauchmagen: Ein großer Teil des Magens wird operativ entfernt. Der verbleibende Teil des Magens ähnelt einer Röhre, die nur eine kleine Menge Nahrung aufnehmen kann. Die Veränderung des Magens besteht ein Leben lang.
  • Biliopankreatische Diversion: Die biliopankreatische Diversion (auch DBP oder biliopankreatische Teilung) ist die komplexeste und zugleich effektivste Operation zur Behandlung der Adipositas. Der Eingriff bewirkt eine bewusste Störung der Nahrungsaufnahme im Dünndarm (Malabsorption). Diese Methode kann nicht vollständig rückgängig gemacht werden. Zudem müssen lebenslang Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.

Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Operation?

Operationen zur Behandlung von Übergewicht werden von den Krankenkassen nur in Einzelfällen übernommen. Folgende Bedingungen müssen erfüllt sein:

  • BMI von 40 oder höher bzw. BMI von 35 oder höher, wenn Begleiterkrankungen vorliegen und die Adipositas länger als drei Jahre besteht
  • Patientenalter zwischen 18 und 65 Jahren
  • 2 oder mehr gescheiterte Diät-, Kur- oder Rehabilitations-Versuche (möglichst unter ärztlicher Aufsicht)
  • Keine Abhängigkeiten oder psychischen Störungen
  • Keine bestehende Schwangerschaft
  • Keine schweren Stoffwechselerkrankungen

In Ausnahmefällen wird auch bei einem BMI zwischen 28 und 35 eine Operation durchgeführt. Beispielsweise, wenn gleichzeitig ein schwer kontrollierbarer Typ-2-Diabetes vorliegt oder eine ausgeprägte Herz-Rhythmus-Störung.

Zusammenfassung

Adipositas permagna ist eine schwere Erkrankung, die die Lebenserwartung deutlich senken kann. Adipositas Grad 3 durch eine Reihe von Faktoren verursacht werden, die sich gegenseitig begünstigen: zum Beispiel genetische Veranlagung, Übergewicht in der Kindheit, Einnahme bestimmter Medikamente und Krankheiten.

Gewicht zu verlieren, wenn man unter Adipositas permagna leidet, ist eine große Herausforderung. Geschulte Ärztinnen / Ärzte helfen jedoch dabei, indem sie individuelle Behandlungsziele festlegen und den Patienten / die Patientin auf dem Weg der Gewichtsreduktion begleiten. Spezielle Medikamente und auch Operationen sind ebenfalls möglich, um Adipositas permagna effektiv zu behandeln. Ob die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden, ist von Fall zu Fall verschieden und muss individuell geklärt werden.

Häufige Fragen

Adipositas Grad 3 bedeutet krankhaftes Übergewicht mit einem BMI ab 40. Diese Form der Fettleibigkeit geht mit deutlichen Einschränkungen im Alltag durch verminderte Bewegungs- und Leistungsfähigkeit einher. Das Risiko für Folgeerkrankungen ist stark erhöht und die Lebenserwartung sinkt.

Adipositas permagna bedeutet krankhaftes Übergewicht mit einem BMI (Body-Mass-Index) ab 40. Durch die Fettleibigkeit ist der / die Betroffene im Alltag erheblich eingeschränkt. Oft leidet auch die Psyche. Das Risiko für Folgeerkrankungen ist stark erhöht, die Lebenserwartung sinkt.

Adipositas Grad 3 gilt zwar als Krankheit, jedoch nicht pauschal als Schwerbehinderung. Der / Die Betroffene muss infolge des Übergewichts oder in Kombination mit anderen Erkrankungen, die einen Schwerbehindertengrad möglich machen, in seiner / ihrer Bewegung stark eingeschränkt sein.

Wie hoch die Lebenserwartung bei Adipositas Grad 3 ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft und erblichen Faktoren. Die Krankheiten, die infolge des massiven Übergewichts entstanden sind, senken jedoch unbestritten die Lebenserwartung.

Adipositas permagna wird zunächst im Rahmen eines multimodalen Konzepts behandelt. Dieses umschließt eine Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Auch eine mehrwöchige Kur ist möglich, um alte Gewohnheiten nachhaltig zu verändern. Sollten diese Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, werden Medikamente eingesetzt oder eine Operation in Betracht gezogen.

In Deutschland sind derzeit Arzneimittel mit den Wirkstoffen Orlistat, Liraglutid, Semaglutid und einem Kombinationspräparat mit den beiden Wirkstoffen Bupropion und Naltrexon zur Behandlung von Adipositas zugelassen. Sie werden zusätzlich zur Ernährungsumstellung und gesteigerter Bewegung eingesetzt.

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