Arzt / Ärztin für Übergewicht – Diagnose und Behandlung

Dein Weg zu einem gesünderen Gewicht: Ärztliche Unterstützung bei Übergewicht

Du möchtest Dein Übergewicht in den Griff bekommen oder vermutest, bereits an Folgeerkrankungen zu leiden? Dann kann Dein Hausarzt / Deine Hausärztin eine gute erste Anlaufstelle sein. Adipositas (starkes Übergewicht) wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigenständige Krankheit eingestuft und ist ein Risikofaktor für viele Folgeerkrankungen wie Typ 2 Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebserkrankungen. Mit zunehmendem Schweregrad der Adipositas steigt auch das Risiko für Folgeerkrankungen. Deshalb es wichtig ist, rechtzeitig dagegen anzugehen, um Deine Gesundheit nicht aufs Spiel zu setzen. Welche Untersuchungen gemacht werden und weshalb Du Dein Gewicht reduzieren solltest, um langfristig gesund zu bleiben, erfährst Du jetzt.

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Das Wichtigste in Kürze
  • Um mögliche Erkrankungen durch Übergewicht untersuchen zu lassen, kann Dein Hausarzt / Deine Hausärztin eine gute erste Anlaufstelle sein.
  • Mithilfe bestimmter Messwerte wird der Grad Deiner Fettleibigkeit ermittelt.
  • Liegen bereits Erkrankungen infolge oder als Auslöser des Übergewichts vor, wirst Du möglicherweise an einen Internisten überwiesen.

Zu welchem Arzt / welcher Ärztin bei Übergewicht?

Möchtest Du Dir Hilfe holen oder eine mögliche Erkrankung abklären lassen, ist Dein Hausarzt / Deine Hausärztin eine gute erste Anlaufstelle. Hier wird zunächst Dein Gewicht ermittelt.

Mithilfe einer Blutuntersuchung werden bestimmte Blutwerte gemessen. Liegt eine Insulinresistenz oder eine Fettstoffwechselstörung vor, kann Deine Ärztin / Dein Arzt dies anhand der Blutwerte bereits feststellen.

In Fällen von schwerer Adipositas werden die Patienten / Patientinnen im Anschluss meist an einen Internistenüberwiesen. Dies ist ein Facharzt für innere Medizin und zuständig für eine langfristige Behandlung von Adipositas.

Übergewicht: Diagnose beim Arzt

Zur genaueren Abklärung des Übergewichts führt Dein Arzt / Deine Ärztin zunächst ein ausführliches Gespräch mit Dir. Ernährungsweise, körperliche Aktivität, zugrunde liegende Beschwerden und Erkrankungen sowie psychische Belastungen werden in dem Zusammenhang ermittelt.

Daran schließt sich meist eine kardiovaskuläre Untersuchung an. Diese umfasst unter anderem die Erfassung der Vitalzeichen (z. B. Blutdruck, Atemfrequenz, Messung des Ruhepuls), Inspektion der Venen und des Brustkorbs sowie eine Lungenuntersuchung.

Sollten bereits Begleit- oder Folgeerkrankungen bestehen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Hierzu zählen zum Beispiel ein Elektrokardiogramm (EKG) sowie eine Ultraschalluntersuchung von Gallenblase und Leber.

Übergewicht feststellen: BMI als Richtwert

Im Rahmen der Diagnosestellung wird der BMI berechnet, um das Ausmaß des Übergewichts festzustellen. Der BMI ist ein Richtwert zur Bewertung des Körpergewichts. Errechnet wird er aus dem Verhältnis des Körpergewichts in Kilogramm und der Körpergröße in Metern zum Quadrat.

Ab einem BMI-Wert von 25 kg/m2 gilt eine Person als übergewichtig.

Bezeichnung Body-Mass-Index (BMI)
Untergewicht <18,5
Normalgewicht 18,5–24,9
Übergewicht (Präadipositas) 25,0–29,9
Adipositas Grad 1 (i) 130,0–34,9
Adipositas Grad 2 (ii) 35,0–39,9
Adipositas Grad 3 (iii) / Adipositas permagna ≥40

Der BMI ist jedoch nicht immer ausschlaggebend, da der Körperbau und die Muskelmasse ebenfalls in das Gewicht einfließen und den Wert beeinflussen. Auch Alter und Geschlecht werden bei der Berechnung häufig nicht berücksichtigt. Die Verteilung des Körperfetts, die sich entscheidend auf das Risiko für Folgeerkrankungen auswirkt, spiegelt der BMI-Wert ebenfalls nicht wider. Daher berechnet der Arzt / die Ärztin neben dem BMI meist auch das Taille-Hüft-Verhältnis(Englisch: Waist-to-Hip-Ratio oder kurz: WHR). Dabei wird der Bauchumfang in Zentimeter durch den Hüftumfang in Zentimeter geteilt.

Der WHR ist ab den folgenden Werten gesundheitlich bedenklich:

  • Männer ab ca. 0,9
  • Frauen ab ca. 0,85

Laut Definition der Deutschen Adipositas Gesellschaft liegt eine abdominale Adipositas vor, wenn der Taillenumfang größer oder gleich 88 cm (Frauen) bzw. größer oder gleich 102 cm (Männer) misst.

Übergewicht: Blutwerte geben Auskunft über mögliche Störungen

Zudem wird im Rahmen einer Untersuchung Blut abgenommen. Die Blutwerte können bei Übergewicht zum Beispiel Hinweise auf eine Stoffwechselstörung geben.

Kannst Du trotz eines gesunden Kaloriendefizits nicht abnehmen oder hast auf unerklärliche Weise zugenommen, kann dies auf eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Überfunktion der Nebennieren hinweisen.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) verlangsamt sich die Stoffwechselaktivität, sodass der Körper weniger Energie verbrennt und mehr speichert.

Die Überproduktion von Cortisol durch die Nebennierenrinde kann durch eine Reihe von Krankheiten verursacht werden, die sich gemeinsam als Cushing-Syndrom manifestieren. Zu den möglichen Ursachen gehört ein Tumor in der Hirnanhangsdrüse. Folgen können unter anderem Fettansammlungen im Bauchbereich und im Nacken sein.

Mit Übergewicht einen Behindertenausweis erhalten

Unter bestimmten Umständen ist es möglich, mit einer Adipositas-Erkrankung einen Grad der Behinderung (GdB, sprich: die Schwere der Behinderung) oder einen Schwerbehindertenausweis (ab GdB 50) zu beantragen. Dabei ist wichtig zu beachten: Eine Adipositas alleine begründet noch keinen Grad der Behinderung. Ausschlaggebend ist die Einschränkung aufgrund von Begleit- bzw. Folgeerkrankungen.

Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 18. Dezember 2014 verdeutlicht, dass Adipositas nicht nur im gesundheitlichen, sondern auch im arbeitsrechtlichen Kontext von Bedeutung ist: „Die Adipositas eines Arbeitnehmers kann eine Behinderung darstellen, wenn sie eine dauerhafte Einschränkung ist, die an der vollen und wirksamen Teilhabe am Berufsleben hindert.“ 1

Zusammenfassung

Dein Hausarzt / Deine Hausärztin ist die erste Anlaufstelle, wenn Du professionelle Unterstützung suchst, um gegen Dein Übergewicht anzugehen. Er / Sie untersucht Dich, spricht aber auch mit Dir über Deine Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Mithilfe bestimmter Messwerte wird der Grad Deiner Fettleibigkeit ermittelt.

Außerdem wirst Du über mögliche Krankheiten aufgeklärt, die durch Übergewicht ausgelöst oder begünstigt werden, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen.

Bei schwerer Adipositas und / oder wenn bereits Erkrankungen infolge oder als Auslöser des Übergewichts vorliegen, wirst Du möglicherweise an einen Internisten überwiesen.

Häufige Fragen

Bei akutem Übergewicht ist die erste Anlaufstelle Dein Hausarzt / Deine Hausärztin. In der Regel wird im Anschluss an eine gründliche Untersuchung ein Behandlungsplan erstellt. Liegt starkes Übergewicht (Adipositas) vor und / oder bestehen bereits Begleit- oder Folgeerkrankungen, kann eine Überweisung an einen Spezialisten erfolgen.

Der normale Ruhepuls, also wie oft das Herz pro Minute schlägt, beträgt nach internationaler Definition für einen Erwachsenen 60 bis 80 Schläge pro Minute. Übergewichtige haben in der Regel einen erhöhten Ruhepuls mit mehr als 80 Herzschlägen pro Minute. Bitte beachte, dass bei einem dauerhaft erhöhten Ruhepuls das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt.

Dein Arzt / Deine Ärztin stellt Übergewicht fest, indem er / sie Deinen BMI berechnet: Quotient aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat. Außerdem wird das Verhältnis von Taillen-zu-Hüftumfang (Waist-to-Hip-Ratio, WHR) ermittelt, um die Verteilung des Körperfetts zu erkennen.

Es gibt keine konkrete Zahl, ab der man bei Übergewicht von Behinderung spricht. Eine Behinderung mit Merkzeichen G erhalten Fettleibige beispielsweise, wenn ihre Gehfähigkeit so eingeschränkt ist, dass sie alltägliche Strecken nicht bewältigen können. Stellst Du einen Antrag für einen Schwerbehindertenausweis, entscheidet je nach Bundesland das zuständige Versorgungsamt bzw. die verantwortliche Landesbehörde, ob Du einen Ausweis erhältst.

Bei starkem Übergewicht beziehungsweise Adipositas ist es grundsätzlich möglich, einen Behindertenausweis zu erhalten. Der Grad der Behinderung hängt dabei von mehreren Faktoren ab: unter anderem vom Schweregrad der Fettleibigkeit, von etwaigen Begleit- oder Folgeerkrankungen, deren Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit sowie von der Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu erledigen oder berufsbezogene Tätigkeiten auszuüben.

  • Europäischer Gerichtshofs – EuGH (2014): PRESSEMITTEILUNG Nr. 183 /14: Adipositas kann eine „Behinderung“ im Sinne der Richtlinie über die Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf sein. Abgerufen am 18.12.2022 von PRESSEMITTEILUNG Gerichtshof der Europäischen Union
  • Feichter, M (2021). Übergewicht. netdoktor.de. Abgerufen am 18.12.2022 von Netdoktor
  • Pilch, N (2020). Übergewicht durch Stoffwechselstörung erkennen: Wie teste ich mich? digestio.de. Abgerufen am 18.12.2022 von Digestio
  • Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie. Nebennierenhormonmangel - "Nebenniereninsuffizienz". endokrinologie.net. Abgerufen am 18.12.2022 von Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
  • 2016. Merkzeichen „G“ auch bei Behinderung und extremer Fettlei­bigkeit. anwaltauskunft.de. Abgerufen am 18.12.2022 von Deutsche Anwaltauskunft
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